Ist Vermögensverwaltung sinnvoll?

Was ist eine Vermögensverwaltung?

Bei einer Vermögensverwaltung lassen private Anlegerinnen und Anleger ihr Portfolio von einem externen Dienstleister betreuen.

 

Das können Banken und Versicherungen sein, aber auch Finanzvertriebe und Honorarberatungen befinden sich darunter. Vermögensverwalter investieren das Geld ihrer Kunden nach bestimmten Vorgaben hinsichtlich Risiko, Nachhaltigkeit etc. und schichten es auch immer wieder um.

 

Synonyme für Vermögensverwaltung sind Begriffe wie Vermögensmanagement, Vermögensbetreuung oder Wealth Management.

 

Für Sie entscheidend: Egal ob wir von Vermögensverwaltern, Vermögensbetreuern oder Vermögensmanagern sprechen, sie rechnen alle ihr Honorar in Form einer prozentualen Bestandsvergütung von Ihrem angelegten Kapital ab.

 

Ein eigenes Management fürs Vermögen? Das mutet elitär an. Früher gab es diesen Service tatsächlich nur für Reiche, doch gerade mit Einführung digitaler Vermögensverwaltungen per Robo-Advisor hat sich das geändert.

 

Begriffe wie Vermögensbetreuung, Vermögensmanagement und Vermögensverwaltung sind in Deutschland gesetzlich nicht geschützt.

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Diversifizieren heißt nicht alle Eier in einen Korb legen. Muss man aber sein Vermögen verwalten lassen, damit man aus seinem Portfolio das Maximale herausholen kann?

Welche Privatanleger nutzen eine Vermögensbetreuung?

Viele Menschen glauben, dass ihr Geldanlage-Portfolio ständiger Beobachtung und vor allem Umschichtungen bedarf, um das "Maximale" aus der Anlagesumme herauszuholen oder um ihr Vermögen vor Krisen zu schützen.

 

Dazu kommt, dass viele Akademiker wie Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker sowie Rechtsanwälte sich nicht selbst um ihr Portfolio kümmern mögen, weil sie mit ihrer eigenen Freiberuflichkeit beschäftigt sind.

 

Da liegt der Gedanke nahe, die private Geldanlage an einen Experten zu delegieren. Aber ist das auch vernünftig?

Rendite und Vermögensverwaltung

Wer mein Buch "Die große Fondslüge" gelesen hat, weiß: aktiv gemanagte Fonds sind teuer und schneiden deshalb - und übrigens  NUR deshalb - schlechter ab als günstige passive Indexfonds (ETFs).

 

Der Gegenwind durch die Kosten schmälert die Rendite. Die wenigen Fonds, die über fünf Jahre oder länger besser als vergleichbare ETFs abschneiden, verdanken diese Wertentwicklung nicht dem Können der Fondsmanager, sondern hauptsächlich dem Zufall.

 

Warum erwähne ich das hier?

 

Nun, Vermögensverwalter managen das Geld ihrer Kundinnen und Kunden ebenfalls aktiv und haben vergleichbar hohe Gebühren wie aktiv gemanagte Fonds.

 

Aus diesem Grund lassen sich Vermögensverwaltungen und aktiv gemanagte Fonds gut vergleichen: Vermögensverwalter und Fondsmanager gehen nicht nur ähnlich vor, sondern sie kosten auch ein Vielfaches eines Investments in passive börsennotierte Indexfonds (ETFs).

 

Zwar arbeiten viele ganz oder teilweise mit ETFs, aber zusätzlich zu den ETF-Kosten kommen noch die Gebühren für die Verwaltung, tyischerweise betragen diese 1 % bis 1,5 % der Anlagesumme, bei einem Robo-Advisor reden wir von etwa 0,3 % bis 0,9 % der Anlagesumme.

 

Und deshalb sind die Rendite-Aussichten für Kapital, welches Anleger in Vermögensverwaltungen investieren, im Vergleich zu im Schnitt gleich zusammengesetzten ETFs auch schlecht.

 

Sie sind umso schlechter je höher die Gesamtkosten (Gebühren der Verwaltung plus Produktkosten) sind. Dabei lasse ich die Handelskosten sogar noch außen vor, denn auch das Umschichten der Anlagen kostet Rendite. Nur erkennt man diese Summen eben nicht von außen.

 

Anlegerinnen und Anleger mit einer externen Vermögensbetreuung sind statistisch dazu verurteilt eine schlechtere Rendite zu erzielen. Und das ist umso sicherer, je länger er oder sie das Geld in der Vermögensverwaltung belässt, den der Kosten-Gegenwind bläst beständig, während zufälliges Glück bei der Geldanlage vergänglich ist.

Tabelle 1: Vermögensverwaltung mit 1 Prozent Depot-Gebühr

 

Geldanlage in Euro Jährliche Gebühren in Euro Summen nach 5 Jahren
 50.000  500 2.500
100.000 1.000 5.000
200.000 2.000 10.000
500.000 5.000 25.000
1.000.000 10.000 50.000

 

Quelle: Südbadische Honorarberatung

Die Tabelle demonstriert deutlich, dass sich schon bei kleineren und mittleren Vermögen die Aufwendungen für das Vermögensmanagement nach fünf Jahren zu vierstelligen Euro-Beträgen addieren.

 

Bei großen Summen können Sie sich von den Geldbeträgen, die Sie für Ihr Wealth Management ausgeben, bereits nach fünf Jahren ein neues Auto leisten. Oder eine sehr schöne Reise in die nicht ganz billige Schweiz!

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Es gibt bessere Möglichkeiten sein Geld auszugeben als für unnütze Vermögensverwaltung - zum Beispiel für schöne Reisen. Hier zu sehen: Der Gelmer See im Berner Oberland in der Schweiz.

Doppelte Kosten-Struktur durch ungünstige Auswahl

Bei Tabelle 1 sprechen wir aber NUR von den Gebühren für die Vermögensverwaltung. Noch nicht enthalten sind die Kosten der Produkte, in die der Vermögensverwalter für den Anleger oder die Anlegerin investiert.

 

Investiert also Ihr Vermögensverwalter bzw. Ihre Vermögensverwalterin in teure Produkte z.B. in aktiv gemanagte Fonds wie Mischfonds oder Zertifikate, erhöhen sich die Kosten der Geldanlage um weitere 1 bis 2 Prozent.

 

Doppelte Kosten-Struktur heißt also

 

1. die Vermögensverwaltung kassiert für ihren Service, der im meist überflüssigen Umschichten der Anlagen und Verfassen von unnötigen Berichten über die Marktlage (Reporting) besteht. Hierbei entstehen auch für Sie nicht durchschaubare Handelskosten.

 

2. es werden mehr oder minder hohe Finanzprodukt-Kosten fällig, die von 0,1 bis 0,5 Prozent des angelegten Kapitals bei ETFs bis über 2 Prozent bei aktiv gemanagten Fonds reichen.

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ETFs kaufen - das schaffen Sie auch ohne Vermögensverwaltung!

Perfides Marketing: Vermögensverwaltung mit ETFs

Natürlich sind Vermögensverwalter nicht blöd. Sie wissen um den guten Ruf der ETFs und machen sich deren positives Image zunutze.

 

Daher investieren einige Vermögensbetreuer ganz oder teilweise in ETFs.

 

Szenario 1: Sie investieren zu 100 Prozent in ETFs. Beispielsweise gehen Robo-Advisors, auch digitale Vermögensverwaltungen genannt, so vor.

 

Das ist mit Sicherheit besser, als wenn ganz oder teilweise aktive Fonds zum Einsatz kommen. Aber auch hier fallen zusätzliche Gebühren an, die bei Robo-Advisors im Bereich 0,3 bis 0,9 %, sonst oft bei 1 bis 1,5 % liegen.

 

Das ist überflüssiger Gegenwind für Ihre Rendite, denn außer einem periodischen Rebalancieren des Portfolios sind weitere Umschichtungen statistisch betrachtet nutzlos.

 

Digitale Vermögensverwaltungen machen viel Werbung mit angeblich genialen Algorithmen, die Ihre Rendite optimieren und das Risiko senken. Lassen Sie sich nicht täuschen: es klingt viel besser als es ist.

 

So hat etwa der Robo-Advisor von Scalable Capital in der Corona-Aktienmarktkrise im März 2020 entschieden Aktien-ETFs nahe des Tiefpunkts zu verkaufen.

 

Mein Rat: ETFs kaufen schaffen Sie auch alleine oder mit Hilfe eines guten Honorarberaters, der einmalig auf Stundensbasis abrechnet und nur verdient, wenn er für Sie arbeitet.

 

Szenario 2: Sie investiert teilweise in ETFs und teilweise in aktiv gemanagte Fonds, typischerweise in die, die in den letzten Jahren am besten abgeschnitten haben.

 

Ist diese Variante das Beste aus beiden Welten, der aktiven und der passiven?

 

Auf gar keinen Fall. Denn unzählige Studien kommen immer zum gleichen Ergebnis: ETFs schneiden besser ab als aktive Fonds. Sie schneiden auch besser ab als die aktiven Fonds, die über die letzten Jahre besser als vergleichbare ETFs waren. Denn Vergangenheitsperformance wird vom Zufall dominiert und hat, ganz im Gegensatz zu den Kosten, fast gar keine Aussagekraft für die Zukunft.

Ist ein Mix aus ETFs und aktiv gemanagten Fonds sinnvoll?

Nehmen wir also der Einfachheit halber an, der Vermögensverwalter/ die Vermögensverwalterin investiert die Anlagesumme zur Hälfte in ETFs und zur Hälfte in aktiv gemanagte Fonds.

 

Die laufenden Kosten der ETFs schätzen wir auf jährlich 0,2 Prozent, die laufende Gebühren der aktiv gemanagten Fonds auf 1,5 Prozent. Die einmaligen Ausgabeaufschläge der aktiv gemanagten Fonds ignorieren wir hier sogar.

Tabelle 2: Geschätzte Produkt-Kosten pro Jahr einer Vermögensverwaltung, die zur Hälfte in ETFs + aktiv gemangte Fonds investiert

Vermögen in Euro Produkt-Kosten ETF in Euro Kosten aktiv gem. Fonds in Euro Gesamt-Produkt-kosten in Euro
 50.000  100 750 850
100.000 200 1.500 1.700
200.000 400 3.000 3.400
500.000 1.000 7.500 8.500
1.000.000 2.000 15.000 17.000

 

Quelle: Südbadische Honorarberatung

Und nun addieren wir die Produkt-Kosten aus Tabelle 2 mit den Gebühren der Vermögensverwaltung aus Tabelle 1.

Tabelle 3: Produkt-Kosten + Kosten für die Verwaltung PRO Jahr

Vermögen in Euro Laufende Kosten für ETF + aktiven Fonds Kosten für Vermögensverwaltung Gesamt-Kosten in Euro pro Jahr
 50.000  850 500 1.350
100.000 1.700 1.000 2.700
200.000 3.400 2.000 5.400
500.000 8.500 5.000 13.500
1.000.000 17.000 10.000 27.000

 

Quelle: Südbadische Honorarberatung

Tabelle 3 zeigt rechts in Blau deutlich, von welchen Gesamtkosten wir wirklich reden.

 

Die Vermögensverwaltung lässt sich auch bezahlen, wenn der Anleger Verluste einfährt. Sie verdient dann zwar etwas weniger, da die Kosten sich ja prozentual auf das Kapital beziehen. Aber das Management verdient immer - im Gegensatz zu Ihnen.

 

Im Falle von Verlusten ist häufig "die Marktentwicklung" oder "die wirtschaftliche Gesamtsituation" schuld.

 

Wächst das Vermögen, liegt das natürlich an der einzigartigen "Expertise" des Vermögensverwalters.

Schützt eine Vermögensverwaltung Ihr Geld vor Krisen?

Gefühlt besteht die Welt heute nur aus Krisen: Ein typisches Argument mit dem Vermögensverwalter Kundinnen und Kunden gewinnen wollen, geht so: "Ja unser Service kostet etwas, aber unsere Expertinnen und Experten beobachten ständig den Markt und können gegebenenfalls das Risiko durch rechzeitiges Umschichten in stabile Geldanlagen reduzieren."

 

Auch hier hilft wieder ein Vergleich mit dem Finanzvehikel aktiv gemanagte Fonds: Zwar können wenige Vermögensverwalter den Markt auch über einige Jahre schlagen, aber sehr wahrscheinlich ist das nicht. Sie haben keine hellseherische Fähigkeiten. Mit sehr hoher Wahscheinlichkeit ist es einfach nur Zufall.

 

Nobelpreisträger William Sharpe hat es in seiner Veröffentlichung "The Arithmetic of Active Management" sehr deutlich formuliert: "Aktiv gemanagtes Geld muss egal ob Boom oder Krise, im Schnitt eine schlechtere Rendite liefern als passiv gemanagtes Geld." Vermögensverwaltung ist aktives Management und ETFs zählen zu den passiv gemanagten Geldanlagen.

Ist eine nachhaltige Vermögensverwaltung besser?

Nein, eine nachhaltige Vermögensverwaltung ist genauso überflüssig wie nachhaltige aktiv gemanagte Fonds à la Ökoworld es sind. Denn die nachhaltigen Vermögensverwaltungen lassen sich den Wunsch der Anlegerinnen und Anleger mit ihrem Geld Gutes zu tun meist teuer bezahlen.

 

Auch hier finden sich wieder Gemeinsamkeiten zwischen Fondsmanagern und Vermögensverwaltern: Nachhaltige Vermögensverwaltung bedeutet in der Regel eine doppelte Kosten-Struktur mit exorbitanten Kosten, die Sie mit IHREM Geld bezahlen, in dem es die Vermögensverwalter schlicht von Ihrem angelegten Geld abziehen. Und enorme Anteile dieser Geldsummen dienen nicht der Erforschung der nachhaltigen Geldanlage, sondern wandern in die Taschen der Vertriebe, die Ihnen das Teil verkauft haben.

Ist Vermögensverwaltung per Honorarberatung besser?

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Honorarberater Dr. Michael Ritzau setzt auf Geldanlage mit Weitblick, dazu gehört es auch auf die Kosten zu achten, die stets an der Rendite nagen.

Ich werde ja häufig gefragt, wie meine Honorarberatung funktioniert und ernte häufig auch Erstaunen, wenn ich sage, dass ich keine Vermögensverwaltung anbiete. Mein Geschäftsmodell basiert auf einer Abrechnung nach Stunden.

 

Das ist für mich weniger lukrativ, aber für meine Kundinnen und Kunden deutlich günstiger. Ich verdiene nur, wenn ich für Sie arbeite.

 

Es ist aber das einzige Geschäftsmodell, welches ich als echter 34-h-Honorar-Finanzanlagenberater für redlich halte.

 

Honorarberater, die sich mit ihrer 34-h-Zulassung schmücken, aber für ihre Beratung zunächst eine Summe von 3000 Euro aufrufen, um dann anschließend auch noch für die Verwaltung des Vermögens jährlich eine Gebühr von 1 Prozent abzurechnen, sind viel zu teuer. Dieses Beispiel ist übrigens keine Fiktion, sondern ein Kunde hatte dieses Angebot vorliegen und kam dann zu mir.

 

Denn letztendlich ist diese Form der Honorarberatung dann genauso teuer wie der Provisionsverkauf. Bedenken Sie, was für ETFs und Fonds gilt, gilt auch für Honorarberatung versus Provisionsberatung: Honararberatung ist nur besser, wenn sie weniger kostet.

 

Daher lautet meine Antwort: Ich halte nichts von einer Vermögensverwaltung durch eine Honorarberatung, auch wenn sie eine 34-h-Zulassung hat. Hier besteht auch der Fehlanreiz überkomplexe Portfolios aufzubauen und häufig und unnötig umzuschichten, nur um die hohen dauerhaften Renditeeinbußen durch hohe Gebühren zu rechtfertigen.

Zeitaufwand, wenn Sie Ihr Vermögen selbst managen

Ich weiß, dass viele private Anleger und Anlegerinnen den Zeitaufwand scheuen, sich selbst mit ihrer Geldanlage und Altersvorsorge auseinander zu setzen.

 

Doch genau davon leben die Vermögensverwalter, Fondsmanager, Banken, Sparkassen, Versicherungen und Finanzvertriebe wie DVAG und MLP.

 

Eine vollumfängliche Honorarberatung bei mir dauert etwa 5,5 bis maximal 6,5 Stunden. In der Regel splitten wir diese in zwei Termine.

 

Danach haben Sie konkrete ETF-Empfehlungen und können Ihr Portfolio bei einem von mir empfohlenen Online-Broker alleine aufsetzen.

 

Falls Sie bei der Umsetzung (z.B. für den ersten Kauf eines ETFs) Unterstützung benötigen, begleite ich Sie auch dabei, aber das liegt völlig in Ihrem Ermessen.

 

Wenn Sie mein Konzept der stundenbasierten Honorarberatung interessiert, lesen Sie dazu gerne meinen Blogbeitrag Honorarberatung - so funktioniert's.

Weitere Blogbeiträge über teure + schlechte Geldanlagen

Weitere Informationen, die teure sowie intransparente Geldanlagen von Banken und Versicherungen entlarven oder überteuerte Finanzcoachings für Frauen analysieren, finden Sie in meinen Blogbeiträgen

 

Last but not least: Ich sitze zwar als Honorarberater südlich von Freiburg bei Basel, aber rund 90 Prozent meiner Kunden setzen auf Honorarberatung per Zoom.

 

Damit können Sie deutschlandweit von meiner im Vergleich zum provisionsbasierten Finanzprodukteverkauf sehr günstigen Honorarberatung profitieren - ohne dass Sie weite Strecken fahren müssen.

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