Warum Mischfonds nie sinnvoll sind

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Honorarberater Dr. Michael Ritzau berät auf Stundenbasis

Sind Mischfonds sinnvoll, beipielsweise in Krisen? Und was sind Mischfonds überhaupt? Meine Meinung zu Mischfonds: Sie gehören zu den Investmentfonds, die jeder meiden sollte.

 

Natürlich gilt für jeden Anleger auch bei seiner Altersvorsorge und Geldanlage: Nicht alle Eier in einen Korb zu legen, ist ein gute Investmentregel um das Risiko zu reduzieren. Aber sie als Anleger mit Mischfonds umzusetzen ist grundfalsch.

 

Mischfonds zählen zu den Investmentsfonds, von denen ich als Honorarberater meinen Kund:innen im Wochentakt abrate. Aber: Ich kann Ihnen ja viel erzählen, darum will ich Ihnen hier meine Kritik Schritt für Schritt an diesem Anlagevehikel erklären.

 

Die Verkaufsargumente der Finanzprodukteverkäufer, kurz FPV, gibt's als Bonus-Track dazu :-)

Was sind Mischfonds überhaupt?

Bei einem Mischfonds (engl. "Multi-Asset-Fonds") investiert ein Fondsmanager gleichzeitig in mindestens zwei Anlageklassen. Meistens investieren solche Fonds in Aktien und  Anleihen, manchmal investieren sie auch noch in Immobilien, Rohstoffe oder Edelmetalle.

 

Wie der Wortbestandteil "Misch" suggeriert, bündelt so ein Investmentsfonds sehr unterschiedliche Anlagenklassen mit sehr unterschiedlichen Risiken. Soweit so gut.

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Das Argument lautet: Nicht alle Eier in einen Korb legen, sprich, diversifizieren. Warum Mischfonds trotzdem nicht sinnvoll sind, erfahren Sie weiter unten.

Mischfonds Verkaufsargument Nr. 1: Diversifizieren

Die Finanzproduktverkäufer der Banken, Versicherungen und großbuchstabigen Finanzvertriebe verkaufen nun Mischfonds genau mit diesem Argument: Diversifizieren. Es fallen Sätze wie "Legen Sie nicht alle Eier in einen Korb - diversifizieren Sie". Und da hat der Verkäufer auch recht: Diversifikation ist richtig und wichtig.

 

Tatsächlich mischt der Fondsmanager verschiedene Anlageklassen. Sie haben also mit einem Schlag ein Portfolio - und müssen sich um die einzelne Zusammensetzung verschiedener Anlageklassen bzw. deren Gewichtung nicht kümmern.

 

Nur: Ist es deshalb sinnvoll in Mischfonds zu investieren?

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Sind Mischfonds sinnvoll? Nein. Überhaupt nicht. Honorarberater Dr. Michael Ritzau hält von Mischfonds so viel wie von Anlagezertifikaten. Nämlich nullkommanull.

Mischfonds Verkaufsargument Nr. 2: Das "professionelle Fondsmanagement"

Ebenfalls regelmäßig folgt der Verweis auf das "professionelle Fondsmanagement". Der geschulte Fondsmanager habe die Fähigkeit, Perlen unter den Anlagen heraus zu fischen.

 

FPV behaupten dies, obwohl Wirtschaftswissenschaftler wie Nobelpreisträger William F. Sharpe und Eugene Fama eindeutig belegt haben, dass (Misch)-Fonds, die ein paar Jahre besser als ein Vergleichsindex gelaufen sind, dies ganz überwiegend dem Zufall und nicht dem Können des Fondsmanagers verdanken. Deshalb fallen die Aktienfonds und Mischfonds regelmäßig wieder hinter ihre Vergleichsindizes zurück. Auf die Frage, was man aus der Wertentwicklung eines Fonds über fünf Jahre ableiten kann, lautet die lapidare Antwort Eugene Famas: "Normalerweise so gut wie gar nichts!"

 

Wer mehr über das Thema Fondsmananager, Fondsperformance und die Rolle des Zufalls wissen möchte, die/den verweise ich auf mein Buch "Die große Fondslüge", welches übrigens auch in zahlreichen Bibliotheken ausleihbar ist.

Was der nette Finanzberater bei seiner Mischfonds-Empfehlung nicht sagt: teuer, teuer, teuer

Das Problem: das Diversifikations-Argument der Finanzprodukteverkäufer ist richtig. Die Schlussfolgerungen und daraus resultierenden Anlageempfehlungen sind aber falsch. Es ist pures Marketing und darin sind die Finanzprodukteverkäufer natürlich geschult.

 

Was die Finanz-"Berater" stets vergessen zu erwähnen, steht lediglich irgendwo im Kleingedruckten.

 

1. Die Kosten eines Mischfonds sind exorbitant hoch. Die Ausgabeaufschläge für Mischfonds liegen zwischen 3 und 6 Prozent. Bei 2400 Euro sind das also zwischen 72 bis 144 Euro. Dieses Geld fließt sofort an den oder die FPV.

 

2. Die laufenden Kosten eines Mischfonds liegen im Schnitt zwischen 1,5 und 2 Prozent. Macht also jährlich nochmal zwischen 36 und 48 Euro. Im ersten Jahr gehen damit schon mal zwischen 108 und 192 Euro von Ihren sauer verdienten 2400 Euro für Gebühren weg. Einfach so.

 

Über einen besonders teuren Mischfonds namens ÖkoWorld Rock ‘n‘ Roll Fonds C mit sagenhaften 2,38 Prozent laufenden Kosten habe ich im Blog von Professor Hartmut Walz geschrieben.

 

3. Was bei Mischfonds völlig im Dunkeln bleibt, sind die Handelskosten: Ein Fondsmanager kauft und verkauft ja immer wieder Aktien oder Anleihen. Dabei entstehen Handelskosten, die die Rendite schmälern. Diese Ausgaben bleiben für Sie im Dunkeln, obwohl Sie diese natürlich bezahlen.

 

Fazit: Hin und Her macht Taschen leer. Das gilt bei Mischfonds umso mehr.

 

Falls Sie nach diesem Abschnitt Mischfonds noch sinnvoll finden, lesen Sie bitte weiter.

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Mischfonds sind teuer, performen dafür aber deutlich schlechter als günstige ETFs

Mischfonds kaufen: So teuer sind sie wirklich

Die Tabelle unten zeigt: Die Banken schlagen bei Mischfonds im Vergleich zu den schon teuren Aktien- und Rentenfonds nochmal einen Aufschlag von 0,33 bis 0,38 Prozent drauf.

 

Natürlich könnte man sagen: Was sind schon 0,38 Prozent? Gemäß Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) lagen die vorläufigen Zahlen für 2020 bei satten 321 Milliarden Euro "verwaltetem Vermögen" in Mischfonds. Macht also rund 1,2 Milliarden (!!!) Euro, die Privatanlegerinnen und Privatanlegern bei Mischfonds zusätzlich aus der Tasche gezogen werden.

 

Tabelle 1: Laufende Kosten von Mischfonds

 

 

Kosten Aktienfonds /Rentenfonds in Prozent

Kosten von Aktien- und Rentenfonds gemischt

Kosten Mischfonds

Mehrkosten

Aktienfonds A

1,85

 

 

 

Rentenfonds R

0,90

 

 

 

Mischung A:R im Verhältnis 25:75

Rechenweg: 0,25 x 1,85 plus 0,75 x 0,9 = 1,14

1,14

1,52

0,38

Mischung A:R im Verhältnis 50:50

Rechenweg: 0,5 x 1,85 plus 0,5 x 0,9 = 1,38

1,38

1,72

0,34

Mischung A:R im Verhältnis 75:25

Rechenweg: 0,75 x 1,85 plus 0,25 x 0,9 = 1,61

1,61

1,94

0,33

 

Quellen: Ratingagentur Morningstar, Bundesverband Investment und Asset Management (BVI)

Buch „Die große Fondslüge“

Mischfonds im Vergleich zu anderen Anlagevehikeln: Wie steht es um die Rendite?

Nun könnte man argumentieren: Wenn sie eine besonders hohe Rendite erwirtschaften, dann wären die hohen Gebühren auch gerechtfertigt.

 

Aber Sie ahnen es schon: Dem ist leider nicht so. Das Gegenteil ist der Fall. Sie fallen durch Ihre im Schnitt grottenschlechte relative Rendite im Vergleich zur Benchmark auf. Sie haben daher ein besonders ungünstiges Kosten-Rendite-Verhältnis.

 

Fazit: Mischfonds sind besonders teuer und performen besonders schlecht.

Wenn Sie keine Mischfonds kaufen sollen: Wie können Sie dann investieren?

Auch mit Hilfe von börsengehandelten Indexfonds, sogenannten ETFs, können Sie ein diversifiziertes Portfolio aufbauen. Die jährlichen Gebühren betragen für ein ähnlich breit gestreutes Investment dann aber nur 0,15 bis 0,2 Prozent statt 1,5 bis 2 Prozent plus Ausgabeaufschlag. Ein vergleichbares ETF-Portfolio kostet damit im ersten Jahr weniger als ein Zwanzigstel eines Mischfonds.

 

Die Auswahl eines maßgeschneiderten ETF-Portfolios ist übrigens meine Kernkompetenz als Honorarberater für Finanzen. Die meisten meiner Kundinnen und Kunden bezahlen für eine vollumfängliche Honorarberatung bei mir zwischen 800 und 1000 Euro netto.

 

Nun folgt Werbung in eigener Sache: In folgender Tabelle 2 sehen Sie, wie schnell sich die Kosten für meine Honorarberatung auf Stundensatz-Basis im Vergleich zu einem Investment in Mischfonds amortisiert.

 

Tabelle 2: So schnell amortisieren sich meine Kosten als Honorarberater

 

Anlagesumme (rechts)

Kosten Honorarberatung (unten)

20.000 EUR

40.000 EUR

Ab 56.000 EUR

500 EUR

sofort

sofort

sofort

800 EUR

15 Monate

sofort

sofort

1100 EUR

29 Monate

3 Monate

sofort

1400 EUR

44 Monate

12 Monate

sofort

 Quelle: Eigene Berechnungen, basierend auf den errechneten Netto-Renditen

  nach Abzug der jeweiligen Kosten

Berechnungsgrundlagen für Tabelle 2:

 

  • laufende Gesamtkosten 0,20 % für mein empfohlenes Portfolio mit ETFs
  • laufende Kosten 1,7 % plus Ausgabeaufschlag 2,5 % für einen Mischfonds, bei dem ein Teil des Ausgabeaufschlags wegfällt, weil man ihn z.B. über einen Fondsbroker kauft.
  • Bruttorendite 5 % pro Jahr bei beiden Portfolios, 26,375 % Abgeltungssteuer und ein Steuerfreibetrag von 801 EUR

Selbst bei einer bescheidenen Anlagesumme von 5000 Euro sparen Anleger mit einem Portfolio, das in börsengehandelte Indexfonds (ETFs) investiert, im Laufe von 15 Jahren allein bei den laufenden Kosten schon 2.460 Euro.
Entsprechend höher fällt die Kostenersparnis bei größeren Anlagesummen aus. Der Ausgabeaufschlag ist hier noch nicht einmal  berücksichtigt.
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Nicht nur Mischfonds sind teuer, sondern auch Riesterrenten haben hohe Gebühren. Klicken Sie ins Bild und sehen Sie Honorarberater Dr. Michael Ritzau ab Minute 32. Bildquelle: Screenshot aus ARD-Doku "Keine Zinsen, miese Rente" von Michael Houben

Die beste Mischfonds-Empfehlung: keine Mischfonds kaufen!

Mischfonds sind NIE sinnvoll, auch nicht die von der Sparkasse und nein, auch nicht die der Union Investment, die Ihnen der nette Berater bzw. die nette Beraterin von der Volksbank anpreist.

 

Leider lassen sich sehr viele Bundesbürger von Mischfonds nicht abbringen. Der Bundesverband Investment und Assetmanagement (BVI), die Interessensvertretung von Fondsgesellschaften wie Deka, DWS, Union Investment etc., vermeldet für den Zeitraum von Januar bis Oktober 2020 einen Nettozuwachs von 7,5 Milliarden Euro. Das ist ein plus von 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

 

Am besten meiden Sie also als Anleger Empfehlungen wie "Die besten Mischfonds im Vergleich" oder "Besten Mischfonds der Welt", die in der Presse stehen.

 

Denn: Egal auf welche Anlageklassen ein Mischfonds setzt oder welche Mischung aus Anleihen und Aktien ein Fondsmanager präferiert: es gibt keine "guten Mischfonds". Diese Investmentsfonds sind allesamt überteuert.

 

Für mich als Honorarberater rangieren Mischfonds dagegen in derselben Beliebtheitsskala wie Anlagezertifikate. Hier werden mit teils richtigen Argumenten für Privatanleger:innen teure und schlechte Finanzprodukte verkauft. Oder es werden unter Vorspiegelung falscher Bedingungen Direktversicherungen für Grenzgänger vermarktet.

 

Kurzum: Egal wer versucht Ihnen als Anleger Mischfonds anzudrehen: Auch wenn die Argumente noch so gut klingen, lassen Sie es. Kaufen Sie diese nicht. Sie sparen als Anlegerin und Anleger viel Geld.

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