
Ist eine private Rentenversicherung sinnvoll? Mein Resümee als unabhängiger Honorar-Finanzanlagenberater vorab: die meisten Rentenversicherungen sind nicht sinnvoll. Und zwar aus einem einfachen Grund: Sie sind zu teuer und unflexibel.
Als Anleger müssen Sie eine Sache verstehen: Alles, was Ihnen eine Versicherung oder ein Vermögensverwalter an Kosten berechnet, geht von Ihrer Rendite ab. Daher spielen die Kosten eines Finanzprodukts wie etwa einer Kapital-Rentenversicherung die entscheidende Rolle dafür, wie hoch später das gebildete Kapital bzw. die Rente ausfallen wird.
1. Was ist eine private Rentenversicherung?
2. Welche Rentenversicherungen gibt es?
3. Was kosten Rentenversicherungen?
4. Welche Rolle spielen die Rentenfaktoren?
5. Gibt es Rentenversicherungen, die sinnvoll sind?
6. Kann man mit Rentenversicherungen Steuern sparen?
7. Steuervorteile private Rentenversicherung
8. Steuervorteile Riester-Rentenversicherung?
9. Steuervorteile Rürup Rentenversicherung
10. Steuervorteile Direktversicherung
11. Kann man mit einer Rentenversicherung das Langlebigkeitsrisiko umgehen?
1. Was ist eine private Rentenversicherung?
Rentenversicherungen sind generell Finanzprodukte, in die Anlegerinnen und Anleger eigenes Vermögen für die Altersvorsorge einzahlen. Das geschieht entweder per Einmalzahlung oder aus Beiträgen, die Sie über Jahrzehnte leisten. Aus dem Vermögen bezahlt Ihnen die Versicherung eine monatliche Rente. Soweit die Theorie.
Wie hoch die Rente ist, entscheidet der vertragliche zugesicherte Rentenfaktor. Der Rentenfaktor gibt an, wie viel monatliche Rente Sie je 10.000 Euro angespartem Vermögen erhalten. Liegt der Rentenfaktor also bei 25, heißt das, Sie erhalten je 10.000 Euro Kapital 25 Euro monatliche Rente.
Die Idee sich mit einer Rentenversicherung zusätzlich zur gesetzlichen Rente eine weitere lebenslange Rente aufzubauen, ist eigentlich löblich. Der Abschluss einer Rentenversicherung klingt nach einer einfachen Lösung für die Lücke, die die gesetzliche Rente nicht abdeckt. Genau aus diesem Grund gibt es in Deutschland mehr Kapital-Rentenversicherungen und Kapital-Lebensversicherungen als Einwohner.
Aber wie es eben häufig so ist: Was nach einer einfachen Lösung klingt, ist für Sie als Versicherungsnehmer leider nicht sinnvoll.
2. Welche Rentenversicherungen gibt es?
Rentenversicherungen lassen sich wie folgt unterscheiden:
- es gibt sie "sicher" klassisch verzinst oder stärker schwankend als fondsgebundene Variante
- es gibt sie als private Rentenversicherung, Rüruprente, Riesterrente, als Direktversicherung einer betrieblichen Altersvorsorge oder -ohne Ansparphase- als Sofortrente
Maximal unflexibel sind dagegen Rürup-Rentenversicherungen (auch als Basis-Rentenversicherungen bekannt), bei denen Sie nie mehr an Ihr Kapital kommen. Auch bei Riester- oder Direkt-Rentenversicherungen ist die volle Kaptalauszahlung nur mit hohen Verlusten an Zulagen oder Steuervorteilen möglich.
Eine Studie der TU Chemnitz zeigt, dass bei typischen Rürup-Rentenversicherungen die hohen Kosten ein Drittel der Beiträge aufzehren. Die Studie kritisiert ausdrücklich die völlig intransparente und unvollständige Darstellung der Kosten in den gesetzlich vorgeschriebenen Produktinformationsblättern.
Daher lehne ich mich nicht weit aus dem Fenster, wenn ich sage: Finger weg von Rürup! Diese Form der Rentenversicherung ist nicht sinnvoll, auch wenn steuerliche Vorteile locken.
3. Was kosten Rentenversicherungen?
Fast alle Rentenversicherungen (und auch Lebensversicherungen) haben hohe und zudem oft intransparente Kosten.
- Da gibt es Abschluss- und Vertriebskosten, die Ihnen der Versicherungsvermittler bzw. Versicherungsmakler und Versicherung selbst berechnen. Die Abschlusskosten werden üblicherweise über die ersten fünf Jahre verteilt („gezillmert“). Warum? Einerseits fallen die hohen Kosten nicht so auf. Zum zweiten sehen die Versicherungsnehmer, dass eine vorzeitige Kündigung zu deutlichen Verlusten führen würde. Es hält also die Leute vom Kündigen ab. Dieser psychologische Effekt ist ganz im Sinne der Versicherung.
- Das Versicherungsvertragsgesetz (VVG) begrenzt die Abschlusskosten zwar auf 2,5 Prozent der gesamten Beitragssumme, allerdings gilt das nur für inländischen Versicherungen.
- Bei ausländischen Versicherern wie Standard Life und Canada Life liegen die Abschlusskosten oft weit höher. Deswegen verkaufen Vermittler und Makler auch gerne genau diese Produkte. Hier verdienen sie mehr. Und alles, was Vermittler und Makler mehr verdienen, geht von Ihrem Vermögen ab.
- Zusätzlich fallen laufende Verwaltungskosten und Kapitalanlagekosten an. Bei fondsgebundenen Rentenversicherungen sind das beispielsweise Ausgabeaufschläge und Verwaltungskosten für die in der Versicherung enthaltenen Fonds.
Eine klare transparente Kosten-Aufschlüsselung sucht man vergebens. Vielmehr erhält der Kunde jährlich eine Standmitteilung mit allerlei hypothetischen Renditeberechnungen, die danach schreit, abgeheftet zu werden.
Einen aktuellen Kapitalbestand findet man in diesen Standmitteilungen ebenfalls nicht. Denn sonst wäre es ja möglich, die bisherige Rendite basierend auf den einmaligen oder regelmäßigen Beiträgen zu berechnen.
Besser also, man lässt den Versicherungsnehmer im Unklaren. Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Damit ist die Gefahr geringer, dass er oder sie kündigt oder die Versicherung beitragsfrei stellt.
4. Welche Rolle spielen Rentenfaktoren?
Neben den Kosten sind die Rentenfaktoren häufig die Ursache dafür, dass private Rentenversicherungen nicht sinnvoll sind. Mit den Rentenfaktoren wird die Rente basierend aud dem gebildeten Kapital berechnet. Häufig enthalten Rentenversicherungen aus Versicherungsnehmer-Sicht miserable Rentenfaktoren, die das Kapital in eine miserable private Rente umwandeln.
Unverständlicherweise dürfen Versicherungskonzernen ihre Rentenfaktoren auf Basis zu hoher Lebenserwartungen berechnen. Wenn die Rentenversicherung annimmt, dass Sie etliche Jahre älter werden als Ihre statistische Lebenserwartung es vorsieht, dann fällt die Rente dürftig aus.
Sie ahnen es vielleicht schon. Der Versicherungskonzern darf, sollten Sie doch nicht so alt werden wie Methusalem, einen Teil des übrig gebliebenen Kapitals als „Sterblichkeitsgewinn“ einkassieren.
5. Gibt es Rentenversicherungen, die sinnvoll sind?
Generell sind nur Nettopolicen mit ETFs empfehlenswert. Hier fallen keine Abschlussprovisionen an, allerdings müssen Sie zumindest ein einmaliges Honorar an Ihren Berater entrichten.
Ich als Honorarberater empfehle diese Nettopolicen trotzdem nicht, da ein eigenes ETF-Depot noch niedrigere Kosten hat und völlig flexibel ist. Und das Problem mit den Rentenfaktoren gilt auch für Nettopolicen bei Rentenversicherungen.
Im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge sind Direktversicherungen nur dann sinnvoll, wenn der Arbeitgeber mindestens 30 Prozent oder mehr zuschießt. Es handelt sich immer noch um schlechte, weil teure Produkte, denn sie rechnen sich allein durch die hohe Zuschussquote des Arbeitgebers.
Aber wenn Sie beispielsweise als angestellter Redakteur tariflichen Anspruch auf einen Arbeitgeber-Zuschuss von 50 Prozent für das Presseversorgungswerk haben, dann nehmen Sie das natürlich mit.
6. Kann man mit Rentenversicherungen Steuern sparen?
Private Rentenversicherungen sind meist steuerlich begünstigt. Mit dem Argument Steuersparen werden die Verträge auch fast immer verkauft. Allerdings sind die steuerlichen Vorteile
- meist viel geringer als im Verkaufsgespräch dargestellt.
- übersteigen die hohen Kosten und schlechten Rentenfaktoren der Rentenversicherung die Steuervorteile in aller Regel.
Steuerlich muss man zwischen privaten Rentenversicherungen, Direktversicherungen (Teil der betrieblichen Altersvorsorge) und Rentenversicherungen im Riester- oder Rürüp-Mantel unterscheiden.
Im folgenden erkläre ich die steuerliche Regelung für ab 2005 abgeschlossene Verträge.
7. Steuervorteile private Rentenversicherung
Diese haben generell ein Kapitalwahlrecht, d.h. man kann zwischen einer lebenslangen Rente oder einer einmaligen Kapitalzahlung wählen.
Wählt man die Rente, dann erfolgt die Besteuerung mit dem Ertragsanteil, abhängig vom Alter der versicherten Person bei Auszahlungsbeginn. Dieser beträgt 18 Prozent, wenn Sie die Rente mit 65 oder 66 wählen.
Die allermeisten Leute entscheiden sich aber wegen der schlechten Rentenfaktoren für die Kapitalauszahlung. Hier gilt erst einmal die Bedingung, dass der Vertrag mindestens 12 Jahre bestanden haben muss.
Außerdem darf die Auszahlung erst nach dem abgeschlossenen 60. bzw. 62. Lebensjahr (für Verträge ab 2005/2012) erfolgen. Trifft beides zu, sind die Erträge nur zur Hälfte steuerpflichtig.
Viele Rentenversicherungen werden aber schon gekündigt, bevor sie diese Bedingungen erfüllen, da die Versicherungsnehmer von den schlechten Renditen aufgrund der hohen Kosten enttäuscht sind.
Und selbst wenn man bis zum Ende durchhält, kommt aufgrund der hohen Kosten fast immer viel weniger heraus, als wenn man das Geld in kostengünstige ETFs investiert und mit der Abgeltungssteuer versteuert.
8. Steuervorteile Riester Rentenversicherung
Einzahlungen sind bis zu 2.100 Euro /4.200 Euro (Einzelperson/Ehepaar) jährlich als Sonderausgaben steuerlich absetzbar. Jedoch nur, wenn Sie sich so besser stellen als über die staatlichen Zulagen, sonst entfällt der Steuervorteil.
Zahlen Sie den Mindesteigenbeitrag oder mehr ein, bekommen Sie alternativ zu den Steuervorteilen die Grundzulage von 175 Euro jährlich plus 185/300 Euro für vor/nach 2008 geborene Kinder.
Die spätere Riester-Rente und mögliche Auszahlungen (bis 30 Prozent) muss man später dafür voll versteuern. Und die Renditen, die Riester-Rentenvericherunge im Schnitt erzielen sind grotenschlecht. Da Ganze rechnet sich deshalb fast nur für kinderreiche Geringverdiener.
9. Steuervorteile Rürup Rentenversicherung
Die Einzahlungen bei einer Rürup-Rentenversicherung sind seit 2023 zu 100 Prozent absetzbar. In der Auszahlungsphase müssen Sie die von der Versicherung gezahlten Rentenbeträge genau wie bei Riester voll versteuern. Da ist ein gewisser steuerlicher Vorteil, der aber üblicherweise durch die Kosten der Rentenversicherung überkompensiert wird.
Und: Rürup-Rentenversicherungen sind maximal unflexibel. Eine Kündigung ist ausgeschlossen und man kann sich das Kapital auch nie auszahlen lassen. Wenn nicht ausdrücklich vereinbart, verfällt das gesamte Kapital beim Tod und wird nicht vererbt.
10. Steuervorteile Direktversicherung
Direktversicherungen sind Rentenversicherungen (manchmal auch Lebensversicherungen), die zur betrieblichen Altersvorsorge gehören. Der Arbeitgeber zieht den Beitrag vom Bruttolohn ab und überweist ihn (bis zu 8 Prozent der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung, 2025 maximal 644 Euro pro Monat) unversteuert an die Versicherung plus mindestens 15 Prozent Arbeitgeber-Zuschuss. Auf die Hälfte davon fallen auch keine Sozialabgaben an.
Hört sich perfekt an. Entsprechend viele Leute haben eine Direktversicherung abgeschlossen. Dumm nur, dass Direktversicherungen eine ganze Reihe von Nachteilen haben, die die Verkäufer von Direktversicherungen oft vergessen zu erwähnen:
- Sie sind teuer und bei ihren Kosten intransparent. Die Versicherer sind nicht verpflichtet ihre Kosten transparent offenzulegen.
- Sie müssen diese in der Rentenphase voll versteuern. Es ist also nur eine Steuerverschiebung, keine Steuerersparnis.
- Das Kapital ist grundsätzlich nicht vererbbar
- Eine vorzeitige Kündigung ist förderschädlich und führt zu einer massiven Reduktion des Rückkaufwerts. Es entstehen hohe Kosten, da bis dahin gesparte Steuern und Sozialabgaben nachzuzahlen sind.
- Sie haben kein eigene Wahl, sie müssen die vom Arbeitgeber vorgegebene Direktversicherung nehmen.
- Sie haben in der Rentenphase eine doppelte Beitragspflicht zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung für Renten ab 176,75 € (Stand 2025). Das entspricht meist einem Abzug von über 20 Prozent!
Deshalb lohnt sich dieses schlechte Produkt regelmäßig nur durch die Zuschüsse des Arbeitgebers. 15 Prozent reichen da nicht aus. Erst ab etwa 30 Prozent kann sich die Sache lohnen. Die Verbraucherzentrale sieht diese Form der betrieblichen Gehaltsumwandlung deshalb sehr kritisch.
11. Kann man mit Rentenversicherungen das Langlebigkeitsrisiko umgehen?
Im Prinzip befreit einem eine Rentenversicherung vom sogenannten „Langlebigkeitsrisiko“, das Sie eingehen, wenn Sie einfach Ihr Vermögen langsam verzehren.
Allerdings wählen die meisten Kunden einer privaten Rentenversicherung wegen der mickrigen Rente (aufgrund der schlechten Rentenfaktoren) später die Kapitalauszahlung.
Wie wenig attraktiv es ist mit einer Sofortrente das Langlebigkeitsrisiko zu umgehen, zeigt ein Test der Finanztest von 11/2022: Beim Testsieger erhält eine 65-jähriger Person, die 100.000 Euro einzahlt, vor Steuer eine lebenslange monatliche Rente von 284 Euro.
Würde sie das Geld stattdessen unverzinst unter der Matratze lagern und sich jeden Monat 284 Euro herausfischen, so könnte sie allein schon 94 Jahre und 4 Monate alt werden, bevor das Geld alle ist.
Legt die Person das Geld stattdessen mit 2 Prozent Rendite an, so könnte sie fast 107 Jahre alt werden, bevor das Geld zur Neige geht. Oder sie gönnt sich bis zum Alter von 90 eine monatliche Rente von 415 Euro. Diese Beträge sind nach Abzug der Kapitalertragssteuer errechnet.
12. Rentenversicherung: sinnvoll oder Finger weg?
Wenn man Vermögen aufbaut und später über einen Entnahmeplan abbaut, hat man immer Angst, dass das Kapital nicht reicht. Das gilt besonders, wenn man sehr alt wird.
Dieses Langlebigkeitsrisiko ist bei Rentenversicherungen nicht da. Und das macht sie auf den ersten Blick so attraktiv. So gehen ihnen die Kunden zehnmillionenfach in Netz.
Meine Ansage ist trotzdem klar: ich rate von Rentenversicherungen ab, egal ob private Rentenversicherung, Riester-, Rürup- oder Direktversicherung.
13. Altersvorsorge: Welche Alternative zur Rentenversicherung?
Man kann im Prinzip auf viele Weisen für das Alter vorsorgen, beispielsweise, in dem Sie Wohneigentum erwerben und so im Alter mietfrei wohnen. Das ist meist sinnvoller als z.B. eine private Rentenversicherung
Am einfachsten, flexibelsten und günstigsten ist aber der Vermögensaufbau über Exchange Traded Funds (ETFs), im Deutschen spricht man von börsengehandelten Indexfonds.
Das über das Arbeitsleben aufgebaute Vermögen sorgt über einen Entnahmeplan für eine Zusatzrente, die sehr wahrscheinlich viel höher ausfällt als eine Rente aus einer privaten Rentenversicherung, in die Sie gleich viel einbezahlt haben.
Ein Erstgespräch mit mir ist immer kostenlos und unverbindlich. Im Anschluss mache ich Ihnen ein Angebot mit voller Kostentransparenz, das nur einen Bruchteil der bei Rentenversicherungen anfallenden Provisionen ausmacht.
Lesen Sie gerne vorab, wie meine Honorarberatung auf Stundenbasis bei mir genau funktioniert. Das wichtigste: Sie erhalten mein Angebot per Mail. Danach entscheiden Sie, ob Sie von mir beraten werden wollen und kontaktieren mich dann aktiv. Falls Sie sich gegen mich entscheiden, hören Sie nichts mehr von mir.
Was mich interessiert: halten Sie eine Rürup-Rentenversicherung, eine Riester-Rente oder generell eine private Rentenversicherung noch für sinnvoll? Teilen Sie mir Ihre Meinung gerne per Kommentar mit.

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