
Googelt man "Geldanlage für Kinder" erscheint ein bunter Strauß an Produkten. Spoiler: Es ist wenig bis gar nichts Gutes dabei. Aber welche davon sind wirklich sinnvoll?
Ist der Nachwuchs da, will man natürlich nur das Beste für die neue Generation. Deshalb machen sich viele Eltern und Großeltern zu diesem Zeitpunkt oder auch nach einigen Jahren Gedanken darüber, wie Sie ein Geldpolster aufbauen können. Das Kapital soll helfen, wenn sich die Unterhaltskosten für volljährige Kind erhöhen und Ausbildung, Studium anfallen.
Leider locken Versicherungen mit viel teurem Schrott wie Ausbildungsversicherungen. Zeit für einen kritischen Blick samt Vor- und Nachteilen auf die einzelnen Anlagevehikel, die provisionshungrige Vermittler Eltern und Großeltern gerne andrehen.
1. Fondspolicen: Verpackte Kosten, verschleierte Risiken
Verkaufsargumente der Vermittler:
- "Investieren mit Versicherungsschutz!"
- "Profitieren Sie von Fondsrenditen und Steuervorteilen."
- "Flexibel kombinierbar und professionell gemanagt."
Klingt wie eine eierlegende Wollmilchsau, ist aber eine Mogelpackung. Fondspolicen sind Versicherungsmäntel für Fondsinvestments und bringen regelmäßig hohe Abschlusskosten, eingeschränkte
Fondsauswahl und Intransparenz mit sich. Statt einfach einen ETF-Sparplan zu machen mit vielleicht 0,15 % laufenden Kosten, steckt das Kapital in teuren aktiv gemanagten Fonds mit vielleicht 1,5
% Kosten pro Jahr plus Ausgabeaufschlägen. Hinzu kommen noch die hohen Abschluss- und Verwaltungskosten des Versicherungsmantels, die in der Regel besonders intransparent sind. All diese Kosten
sind Gegenwind für die Rendite. Und bei vorzeitiger Kündigung drohen massive Verluste. Vermittler hingegen erhalten hier oft mehre Prozent Abschlussprovisionen auf die Beitragssumme, der übliche
Fehlanreiz der Provisionsbasierten Verkäufer.
Mein Rat: Trennen sie Geldanlage und Versicherung und lassen sie die Finger von diesem Unsinn!
Geldanlage für Kinder: Sparbriefe
Verkaufsargumente der Vermittler:
- "Planbar und sicher für die Zukunft Ihres Kindes"
- "Mit garantierter Bonusverzinsung bei Laufzeitende"
- "100 Prozent sichere Geldanlage"
(Fast) 100 Prozent sicher ist hier nur, dass sie am Ende nicht einmal die Inflation ausgleichen werden. Das Ganze klingt nur gut, solange man es nicht nachrechnet. Kindersparbriefe bieten in den ersten Jahren kaum oder keine Verzinsung, dann folgt ein kleiner Bonus – der das Gesamtergebnis ist dann ein realer Kaufkraftverlust des Geldes durch die Inflation, die regelmäßig höher ist als die Rendite der Sparbriefe. Und Bonuszahlungen sind typischerweise an allerlei Bedingungen geknüpft, etwa eine Mindestlaufzeit, gleichbleibende Einzahlungen oder andere Vertragsdetails im Kleingedruckten, die viele Eltern gar nicht bemerken. Die realen Renditen liegen oft unter 1 % jährlich und das bei jahrzehntelanger Bindung des Kapitals.
Mein Rat: lassen sie die Finger davon.
Bausparen für Kinder: Mit 18 ein Haus bauen?
Verkaufsargumente der Vermittler:
- "Die sichere Lösung für späteres Wohneigentum"
- "Staatliche Förderung inklusive"
- "Staatlich zertifiziert mit sicheren Zinsen"
Klingt solide und wird deshalb gerne auch von Oma oder Opa bei Geburt eines Enkels ins Spiel gebracht. Aber überlegen Sie mal: Will ihr Kind mit 18 Jahren ein Haus oder eine Wohnung bauen oder kaufen? Natürlich nicht! Es will vielleicht studieren oder reisen und braucht deshalb ein flexibles und renditestarkes Anlageprodukt wie einen ETF-Sparplan. Die niedrige Guthabenverzinsung von Bausparverträgen frisst jede Wohnungsbauprämie auf (die gibt es ohnehin erst ab 16 Jahren, maximal 70 Euro im Jahr), dafür gibt’s ordentlich Provision für den Verkäufer. Die Tarife sind oft kompliziert, die Abschlussgebühr beträgt meist ein Prozent der geplanten Bausparsumme, bei 20.000 Euro also gleich 200 Euro zu Beginn. Dieses Geld ist verbrannt, egal ob der Vertrag durchgehalten wird oder nicht. Während die Zinsen für das Guthaben kaum über null liegen, müssen im Zuteilungsfall völlig unklar, ob die Zinsen für das Bauspar-Darlehen niedriger sein werden als ein günstiger Kredit kosten würde. Falls denn ihr Kind mit 18 bauen will….
Ausbildungsversicherung: teuer, intransparent, unflexibel
Verkaufsargumente der Vermittler:
- "Sicherheit und Rendite in einem Produkt."
- "Mit garantierter Auszahlung zur Volljährigkeit."
- "Sie schützen Ihr Kind – auch bei Schicksalsschlägen."
Hier gilt die generelle Regel: Meiden Sie Produkte, die Geldanlage und Risiko-Versicherungen vermischen! Hohe Abschlussgebühren und Verwaltungskosten, führen bei solchen Produkten unweigerlich zu einem geringen Anlageerfolg. Das „Sicherheitsversprechen“ entpuppt sich größtenteils als teurer Trost. Und ein vorzeitiger Ausstieg ist mit hohen Verlusten verbunden. Hinzu kommt: Die Versicherungskomponente ist meist überflüssig, wenn Eltern bereits anderweitig abgesichert sind. Die garantierte Auszahlung klingt verlockend, zieht man aber die Inflation ab, so liegen die realen Renditen von Ausbildungsversicherungen oft negativ. Dazu kommt: Die Verträge sind schwer durchschaubar also ideal, um hohe Abschlussprovisionen zu verschleiern.
Sparbuch: sicher, aber mau verzinst
Verkaufsargumente der Vermittler:
- "sichere Geldanlage"
- "Das Geld ist jederzeit verfügbar."
- "Spekulieren Sie nicht mit der Zukunft Ihres Kindes!"
Zwar ohne Risiko – aber eben auch ohne nennenswerten Ertrag. Inflation frisst Jahr für Jahr reale Kaufkraft, das Kapital wird entwertet. Ein „Notgroschen“ ist sinnvoll – aber nicht für ihr
(neugeborenes) Kind, sondern für Sie. Rechnen wir es einmal aus: Wer 100 Euro monatlich spart und 0,5 Prozent Zinsen erhält, hat nach 18 Jahren
eine Summe von 22.604 Euro angespart, 21.600 Euro davon sind die zusammengerechneten Sparraten plus gerade einmal 1.004 Euro Zinsen. Nimmt man nur 2 % Inflation an, so hat das Kapital in 18
Jahren aber nur noch eine Kaufkraft von knapp 18.900 Euro, man hat also real 1,5 Prozent pro Jahr eingebüßt. Trotzdem verkaufen Banken diese Produkte weiter, denn die Bank kann das von
Ihnen für mickrige Zinsen zur Verfügung gestellte Kapital natürlich viel lukrativer einsetzen für Ihre Zwecke.
Junior-Depot mit ETF-Sparplan
Für die meisten ist das der richtige Weg:
- "Flexibel, extrem kostengünstig, transparent."
- "Ermöglicht dauerhaft steuerfreies Wachstum"
- "Fördert finanzielles Verständnis und Eigenverantwortung."
Ein Junior-Depot bietet unzählige Vorteile: keine Provisionen, keine Ausgabeaufschläge, kaum Produktkosten, steuerfrei, online meist kostenlose Depots. Hier kann man über Einmalanlagen und oder regelmäßige Sparpläne, die jederzeit flexibel angepasst werden können, Geld chancenreich mit kalkulierten Risiko anlegen. Außer Honorarberatern oder wirklich unabhängigen Akteuren wie den Verbraucherzentralen empfiehlt es niemand, weil Banken und Vermittler daran nichts verdienen. Kapitalerträge, also die Dividendenausschüttungen der ETFs plus gegebenenfalls durch Verkauf realisierte Kursgewinne, sind bis 1.000 Euro jährlich nach Stellen eines Freistellungsauftrags steuerfrei. Sollten die Kapitalerträge 1.000 Euro im Jahr überschreiten kann man die Steuer immer noch durch rechtzeitige Beantragung einer Nichtveranlagungsbescheinigung komplett vermeiden. Damit hat das Kind sogar Kapitaleinkünfte in Höhe des jährlichen Grundfreibetrags (Stand 2025: 12.096 Euro) abgeltungssteuerfrei einstreichen. Investiert man mit Risiko in Aktien-ETFs lassen sich durch die lange Laufzeit und die Wiederanlage von Erträgen sehr wahrscheinlich hohe Endwerte erzielen.
ETF-Sparplan für Kinder: ein kleines Vermögen entstehen lassen
Mit einem ETF-Sparplan auf weltweite Aktienindizes bauen Eltern und Großeltern effizient Kapital für ihre Kinder bzw. ihre Enkel auf. Sparpläne starten ab 1 Euro und wer breit diversifiziert in Aktien-ETFs investiert, kann über die Jahre durchaus mit einer durchschnittlichen Rendite von 6 bis 8 Prozent rechnen.
Das Risiko von Aktien-ETFs kann man gerade bei langen Laufzeiten wie 18 Jahren (von der Geburt bis zur Volljährigkeit) gut eingehen, denn seit dem 2. Weltkrieg gab es keinen Zeitraum, in dem man mit einem breit gestreuten Aktieninvestment länger als 15 Jahre im Minus war (selbst bei extrem schlecht getimten Einmalanlagen direkt auf dem Höhepunkt vor einem Aktienmarktcrash). Und bei einem Sparplan ist es ja sowieso nicht möglich alles Geld zum schlechtesten Zeitpunkt zu investieren. Mit wie viel Kapital kann man so über die 18 Jahre von Geburt bis Volljährigkeit des Kindes rechnen?
Vergleichsrechnung: Aktien-ETF Sparplan
Annahme: 100 Euro werden monatlich über 18 Jahre investiert (Gesamtbeitrag: 21.600 Euro)
Produkt |
Rendite |
Endkapital nach 18 Jahren |
Bemerkung |
ETF-Sparplan (z.B. MSCI World) |
7 % p. a. |
ca. 39.000 Euro |
hohe Flexibilität, geringe Kosten |
Sparbuch/Tagesgeld |
0,5 % p. a. |
ca. 23.000 Euro |
realer Kaufkraftverlust |
Ausbildungsversicherung |
2 % p. a. |
ca. 25.000 Euro |
hohe Kosten, gering flexibel |
Ein Unterschied von rund 14.000 bis 16.000 Euro. Das zeigt deutlich: Produktwahl entscheidet über den Anlageerfolg.
ETFs für Kinder
Natürlich ist die oben angenommene Rendite des Aktien-ETF Sparplans nicht garantiert.
Wenn man Pech hat, kann die Rendite deutlich niedriger ausfallen. Allerdings ist eine negative Rendite nach 18 Jahren so gut wie ausgeschlossen. Sie ist seit 1945 noch nie vorgekommen.
7 % ist zudem keine überoptimistische Renditeannahme, sie liegt sogar noch einiges unter der Rendite des MSCI World in den letzten 18 Jahren. Das reale Ergebnis nach 18 Jahren kann also auch besser ausfallen.

Geldanlage für Kinder: viel Schrott + wenig Gutes
Für Geldanlage für Kinder gilt dasselbe wie für Erwachsene: Wenn ein Produkt kompliziert klingt, hohe Versprechungen macht und Sicherheit verspricht, fallen fast immer hohen Kosten an und die Rendite ist mickrig. Denn Kosten sind immer Gegenwind für die Rendite.
Bei solchen Produkten ist oft der Vermittler derjenige, der mit Ihrem Geld eine gute Rendite für sich erzielt. Die beste Geldanlage für Kinder ist meist die, die niemand verkaufen will, weil sie für den Verkäufer nichts einbringt.
Im in Deutschland vorherrschenden Provisionssystem des Finanzprodukteverkaufs gibt es aber leider keinen Anreiz solche Produkte „unters Volk“ zu bringen“.
Wer in Eigenregie oder mit einem Honorarberater einen ETF-Sparplan für sein Kind aufsetzt, trifft eine kosteneffiziente, transparente und Entscheidung und wird mit an Sicherheit grenzender Entscheidung am Ende viel mehr herausbekommen.
Wenn es Sie interessiert, können Sie nachlesen, wie die einzelnen Schritte meiner Honorarberatung ablaufen.
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